Marionettentheater Bille
"Doktor Faust"
Schauspiel in 4 Aufzügen nach Christopher Marlow und Vorlagen der Volkssage; Spieldauer 70 Minuten; geeignet für Schüler der Klassenstufen 6 bis 13 (nach entsprechender Vorbereitung auch für Klasse5)
Doktor Johannes Faust, geboren um 1480, ist wohl eine der spannendsten und interessantesten Figuren der Weltliteratur.
Faust erwarb sich in seiner Zeit Ansehen in Wissenschaft und Schwarzkunst. Er war ein Zeitgenosse von Luther und Melanchthon. Doch neue wissenschaftliche Erkenntnisse waren den Menschen nicht geheuer und die Kirche fürchtete um ihre führende Stellung in der Gesellschaft. So wurden die, die nach Erkenntnis strebten, oft vom Klerus der Teufelsbündelei bezichtigt, vertrieben oder hingerichtet.
Auch Faust führte ein unstetes Leben. Er zog als Arzt, Astrologe und Magier durch ganz Deutschland.
Um 1538 findet man Faust tot, auf dem Gesicht liegend. Dies war das Zeichen eines unnatürlichen Todes, da der Blick in Richtung Unterwelt gerichtet war und man sagte, Faust habe mit dem Teufel paktiert.
Es entstand das Volksbuch und Christopher Marlow schuf in England ein Bühnenstück. In abgewandelter Form wird später in Deutschland das Puppenspiel daraus, das zum Repertoire eines jeden Marionettentheaters gehörte.
Den Menschen wurde das Spiel um Gut und Böse in vielfältiger Form dargebracht und die später eingefügte Figur des Hanswurst übernahm in der Entwicklung des Puppenspiels bald eine tragende und teilweise moralisierende Rolle.
Dieses Puppenspiel sah auch der Knabe Goethe, der später in "Dichtung und Wahrheit" schreibt:
"Die bedeutende Puppenspielfabel klang und summte gar vieltönig in mir wieder."
Bei der Schaffung seines "Faust" griff Goethe hauptsächlich auf das Volksbuch von 1587 und das Puppenspiel zurück. Die Marlow'sche Dichtung beeinflußte ihn wohl nur noch gering.
Ich zeige das Marionettenspiel in 4 Aufzügen:
1. Bild:
Vorspiel in der Hölle
Mephistopheles erhält den Auftrag, die Seele des Gelehrten Faust für die Hölle zu gewinnen.
2. Bild:
Studierzimmer in Wittenberg
Faust verwirft alles Wissen aus Büchern und entschließt sich zum Pakt mit dem Teufel, um Vollkommenheit zu erlangen. Als Gegenspieler und Bild des Guten erscheint der Hanswurst als Diener, neben dem Famulus Wagner.
Um Mitternacht schließt Faust den Pakt mit Mephistopheles und fordert alle Genüsse und alles Wissen dieser Welt. Er geht mit Mephistopheles auf Reisen.
3. Bild:
Am Hof von Parma,
wo Faust sich in die frisch vermählte Herzogin verliebt, kann der Magier nicht lange verweilen. Die Eifersucht und die Angst vor dem Verlust der Seele treiben den Herzog von Parma dazu, Faust vergiften zu wollen. Doch Mephisto warnt seinen Herren und beide fliehen aus Parma.
4. Bild:
12 Jahre später in Wittenberg
muß Faust erkennen, daß Mephisto ihn überlistet hat. Zwölf Jahre durfte Faust Tag und Nacht seine Wünsche äußern und sie wurden ihm erfüllt. Die Nächte aber hat der Teufel so gezählt
als wären es Tage. Und nun muß Faust schon nach zwölf Jahren seinen Vertrag erfüllen. Er fährt schreiend, unter dem Gelächter der Furien, in die Hölle. Triumphierend bleibt Mephisto auf der Bühne zurück und zweifelt am Nutzen der Gelehrtheit, wenn man sie nicht einzusetzen weiß.
Für die 6. - 8. Klassen wird dieses Marionettenspiel als allgemeine Einführung in das "Faust"- Thema und oft in Verbindung mit dem Volksbuch oder den Auszügen aus dem Puppenspiel in der Unterrichtsliteratur genutzt.
Für die Klassen 9 -13 dient das Stück dazu, den "Faust" gedanklich so erarbeiten zu können, wie Goethe es tat.
Das Marionettenspiel ist als volkstümliches Stück zu betrachten, wie es früher auch verstanden wurde.
Meine langjährigen Erfahrungen zeigen, dass der Inhalt, der zeitliche Bezug und die einzelnen Charaktere (Faust, Mephisto, Hanswurst) in Gestalt und Sprache von jeder Altersgruppe individuell erfasst und so für die Arbeit im Unterricht nutzbar werden.